Sich fremd fühlen ist nicht eine politische Sache von Nationalgrenzen, wo man einen „Ausländer“ einen Fremden nennt und damit einen Gegenpol zum „Einheimischen“ setzt. „Fremde“ können einem vertrauter vorkommen als „Einheimische“ und andersherum. Als „Einheimischer“ ist es doch genauso möglich sich überall auch in seinem eigenen Land wieder fremd zu fühlen. Durch die Binnenmigration ist es doch viel selbstverständlicher geworden, permantent unterwegs zu sein, flexibel zu sein. Immer weniger wird etwas planbar. Auch das Unplanbare muss eingeplant werden.
Wir sollten daher bei diesem Thema keine politischen Nationalstaatengrenzen mehr denken, sondern diese überwinden. Die Grade des Fremdfühlens mögen unterschiedlich sein. Doch die Grenzen sind eher durch Kulturen, die Sprache, erzeugt. Musik kennt keine Grenzen. Kunst kennt keine Grenzen. Grenzen sind etwas für geschlossenes Denken, geschlossene Gesellschaft. Wobei geschlossene Gesellschaft ja auch Gruppen sein können, Netzwerke etc. Es geht doch eher darum, nicht dazu zu gehören. Krisen und innere Spannungen wird jeder Erleben, der sich mal an einem neuen, unbekannten Ort mit unbekannten Menschen befindet, der/ die nicht dazu gehören darf/soll/kann.
Sich fremd fühlen ist grenzenlos.
Fremd, Fremde, fremd sein schließt die Frage der Offenheit mit ein. Wie offen kann ich sein, wie gelingt es mir offen zu sein und zu bleiben?
Musik kann auch fremd sein. Die künsterlische Auseinandersetzung mit fremder Musik, die einem vertraut wird, ist eine Chance, Offenheit zu üben. Tut man den ersten Schritt, kommt alles Andere wie von selbst.